Knappe an der Kanzel der Sankt Annenkirche zu Annaberg

Im zwölften Buch seiner „De Re Metallica Libri XII“ geht Agricola auf die Lebewesen unter Tage ein und dabei besonders auf die Berg*geister (Georg Agricola, De Re Metallica Libri XII – Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen, VDI Verlag GmbH Berlin, 1928, Seite 540f.):

Schließlich kann man noch zu den unter Tage lebenden Tieren oder, wie die Theologen sagen, zur Zahl der Wesen die Geister rechnen, die sich in manchen Gruben aufhalten. Es gibt zweierlei Arten. Die einen [daemon subterraneus truculentus] bieten einen wilden und schreckenerregenden Anblick und sind meist den Bergleuten unfreundlich und feindlich gesinnt. […] Psellus, der sechs Arten von Geistern unterscheidet, sagt, daß diese Art schlimmer als die übrigen sei, da sie mit einer stärkeren festen Hülle umkleidet sind. Manche Philosophen halte diese und ähnliche Geister, welche schädlich und von Natur boshaft sind, für dumm und ohne Vernunft.

Es gibt aber auch gute Geister [daemon subterraneus mitis], die manche in Deutschland, wie die Griechen, Kobolde nennen, weil sie Menschen nachahmen. Denn in lauter Fröhlichkeit kichern sie und tun so, als ob sie viele Dinge verrichteten, während sie tatsächlich nichts ausführen. Manche nennen sie auch Bergmännchen; sie besitzen die Gestalt eines Zwerges und sind nur drei Spannen lang. Sie sehen greisenalt aus und sind bekleidet wie Bergleute, d.h. mit einem zusammengebundenen Kittel und mit einem um die Schenkel herabhängenden Bergleder. Sie pflegen den Bergleuten keinen Schaden zuzufügen, sondern treiben sich in Schächten und Stollen herum. Und obwohl sie eigentlich nichts schaffen, tun sie doch so, als ob sie sich in jeder Art Arbeit üben wollten, d.h. sie graben Gänge, füllen das Ausgegrabene in Gefäße und drehen den Förderhaspel. Manchmal necken sie die Arbeiter mit Goldkörnern, tun ihnen aber nur ganz selten etwas zuleide. Sie verletzen auch niemanden, wenn man sie nicht vorher ausgelacht oder durch Schimpfworte gereizt hat. Sie sind daher ähnlich den guten Geistern, die nur selten dem Menschen erscheinen, die aber täglich einen Teil der Hausarbeit verrichten und das Vieh versorgen. […] Die Berggeister arbeiten am liebsten in Gruben, in denen Metalle gewonnen werden oder in denen Hoffnung besteht, daß solche gefunden werden. Deshalb lassen sich die Bergleute durch sie auch nicht abschrecken, sondern betrachten sie als ein gutes Anzeichen, sind fröhlichen Mutes und arbeiten um so fleißiger weiter.“

Über Berg*geister

Beitragsnavigation